Krippenplätze: 41.200 Euro für Planung bewilligt

Siehr nur so aus, als wäre der Ratssaal eine Dunkelkammer: Fotograf Schlömann: "der Blitz hat gestreikt".  Für die Verwaltung hier am Mikro: Lars Möller vom Fachbereich Grundstücks- und Gebäudewirtschaft.
Sieht nur so aus, als wäre der Ratssaal eine Dunkelkammer: Fotograf Schlömann: „der Blitz hat gestreikt“.
Für die Verwaltung während der Kostendebatte am Mikro: Lars Möller vom Fachbereich Grundstücks- und Gebäudewirtschaft.

Es klang fast wie ein Hilferuf, als Bürgermeister Stefan Bauer am Dienstag die Gemeindevertretung geradezu anflehte: „Geben Sie uns einen Weg!“ Wieder einmal war es in der vorausgegangenen Debatte um die Erweiterung der Kindertagesstätte Beckersberg gegangen, mit der sich die Kommunalpolitiker seit fast zwei Jahren beschäftigen – bisher allerdings ohne sichtbares Ergebnis. Nach Ansicht der Verwaltung, weil sie von den Kommunalpolitikern in der Vergangenheit keine klare Zielvorgabe ehalten habe.

Das konnte oder wollte die SPD-Fraktion so nicht stehen lassen, beantragte eine Sitzungsunterbrechung mit der Begründung, die Tischvorlage der Verwaltung entspreche nicht dem Beschluss des Hauptausschusses, der sich – wie berichtet – in der vergangenen Woche mit dem Thema beschäftigt hatte. Dann aber gab es erst einmal eine längere und kontroverse Diskussion darüber, ob das Projekt von der Gemeinde selbst gebaut und betrieben oder komplett von einem freien Träger realisiert werden soll. Bereits im Hauptausschuss war darüber keine Einigkeit erzielt worden.

Nach der beantragten Pause gab es dann endlich den vom Bürgermeister angemahnten Beschluss: Mit den Stimmen von CDU und SPD genehmigte die Gemeindevertretung außerplanmäßig 41.200 Euro Planungskosten, für die ein Architekturbüro berechnen soll, was das Bauvorhaben am Ende kosten wird. Der Entwurf einer zunächst beauftragten Planerin war den Kommunalpolitikern als zu kostspielig erschienen und dann auf 750.000 Euro gedeckelt worden. Diese Obergrenze aber hatte sich nach Ansicht der Verwaltung „als nicht belastbar erwiesen“.

Gegen den Beschlussvorschlag der Verwaltung stimmten die Fraktionen von WHU, BFB und FDP. Sie hätten es lieber gesehen, das gesamte Krippenprojekt an einen freien Träger zu vergeben – nach europaweiter Ausschreibung. Ihre Hauptargumente: Die Gemeinde habe nicht immer gute Erfahrungen gemacht, wenn sie derartige Projekte selbst realisiert habe. Außerdem klage die Verwaltung ständig über eine hohe Arbeitsbelastung; da müsse man ihr mit einem solchen Bauvorhaben nicht noch mehr aufbürden. Drittens könne im Falle einer Vergabe an einen freien Betreiber dieser die Räumlichkeiten gleich nach seinen eigenen Vorstellungen verwirklichen.
Wenn die Baukosten für die Krippenräume berechnet sind, wird sich die Gemeindevertretung erneut mit dem Thema beschäftigen und wohl auch darüber entscheiden, wer die Einrichtung betreiben soll.

Jörg Schlömann
18. März 2015

7 thoughts on "Krippenplätze: 41.200 Euro für Planung bewilligt"

  1. Der Mensch erkennt das Generalproblem.
    Weshalb auch hier nichts wird gescheh’n.
    Wo kein Konzept und wo kein Plan.
    Ist Politik ein hohler Zahn.
    Und dieser ist zu nichts was nutze.
    Als ob der Mensch das nicht längst wusste.

    Auszug aus dem Gedicht von
    Wolfgang Kownatka, freier Journalist und Aphoristiker

  2. Mich würde einmal eine Aufstellung der beschlossenen, so angefallenen diversen Planungs-/Experten-/Gutachten- usw-Kosten der, sagen wir mal vergangenen 5 Jahre, interessieren. Ich behaupte mal, soviel Kopf zum Schütteln gäbe es gar nicht.

  3. Hier sollten sich der Einfluß der Rechnungsprüferin sowie des zusammen mit Kaki engagierten „Projektkontrolleurs“ irgendwann mal zeigen. Es müsste doch eine Anforderungsliste zugrunde liegen, die MUSS-Eigenschaften (was muss da sein, um das als Kita genehmigt zu bekommen?) und alles andere differenziert. Und diese „Wünsche“ sollten doch alle einzeln mit einem Maß für den Wert nebst den Kosten dafür garniert sein. Und sobald man zw. Politik und Verwaltung diese Kennzahlen in gemeinsame Bemassung zurechtdiskutiert hat, kann man doch von unten (non-MUSTS, wenigster (Netto-)Wert zuerst) alles wegstreichen, was nicht ins Costtarget passt.

  4. Was den Hamburgern die Elbphilharmonie ist den Ulzburgern die neue Kita. Es ist ja gängige Praxis der Verwaltung allerorten erst einmal zu starten und am Ende dann zu staunen, daß die Kosten wieder einmal höher liegen mussten, weil ja…… Die Argumente sind sehr phantasievoll. Erinnern wir usn doch noch gerne an die Mehrkosten für die Außenanlage beim neuen Bauhof im Industriegebiet Nord. Phantasaie und Zeit hat die Verwaltung immer für so etwas. Zu viele Köche verderben den Brei – je mehr gestreut, destgo größer doe Chance die Schuld immer im Kreis herumzusenden.

  5. Ich wage mal eine Voraussage: da die Verwaltung ihre Wünsche weiterhin nicht kritisch überprüfen wird, wird am Ende eine Kostenschätzung von 1,1 – 1,2 Millionen Euro stehen. Diese Schätzung gebe ich auch ohne 40.000 € Honorar ab.
    Die kritische Leistung der bisherigen Architektin ist nach meiner Einschätzung in Zusammenarbeit mit dem zuständigen Fachbereich der Verwaltung entstanden – und da wird gerne mal „mit Goldrand“ bestellt, wie es scheint. Man darf die Architektin nicht komplett allein im Raum stehenlassen.
    Aber das scheint der „großen Koalition“ weitgehend egal zu sein. Schließlich gibt man ja hier „nur“ das Geld der Bürger aus.
    Mich würde es nicht wundern, wenn Henstedt-Ulzburg am Ende dieser unsäglichen Kita durch einen Erwähnung im Jahresbericht des Landesrechnungshofes auf sich aufmerksam machen würde.

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