Die Zeit: Angriff auf das Hamburger Abendblatt!

ZEITABENDBLATTUnruhe in der Zeitungslandschaft der Metropolregion Hamburg: Die Zeit, liberale Wochenzeitung mit Zentralredaktion in der Hansestadt, greift das Hamburger Abendblatt an. Ab Donnerstag erscheint das Blatt in Hamburg und Umgebung mit einer eigenen Lokalausgabe. Der Hamburg-Teil der Zeit soll mindestens acht Seiten umfassen, zum Auftakt sind üppige 15 Lokalseiten angekündigt.

Das Abendblatt, Platzhirsch in der Elbmetropole, ist prompt in Abwehrstellung gegangen, hat den Angreifer kurzerhand aus den Satteltaschen seiner Austräger katapultiert. Die Springer-Zusteller tragen in Hamburg morgens neben Eigengewächsen wie Abendblatt und Welt auch Titel wie FAZ, TAZ oder Süddeutsche mit aus, Donnerstags ist auch ein Teil der Hamburg-Auflage der Zeit mit dabei. Damit ist nun Ende des Monats Schluss. Den Vertrieb der Wochenzeitung hat das Abendblatt zum 30. April gekündigt, berichtet ein Branchenmagazin. Die Zeit muss jetzt komplett mit der Post zugestellt werden.

Mit Zeit und Abendblatt treffen zwei ungleiche Gegner aufeinander: Auf der einen Seite die Wochenzeitung, die vor Kraft kaum laufen kann und kontinuierlich an Auflage zulegt, auf der anderen Seite ein noch Springer-Blatt, dem die Leser zunehmend den Rücken kehren und das der Konzern an einen Zeitungsverlag aus dem Ruhrgebiet verkauft hat. Mitte des Jahres soll der Deal vollzogen werden.

Dass die Zeit eine Wochenzeitung ist, macht die Attacke für das Abendblatt nicht weniger gefährlich. Denn die wöchentliche Erscheinungsweise dürfte den sich verändernden Lesegewohnheiten entgegenkommen: Tagesaktuelle Nachrichten finden sich unter der Woche online, für Hintergrund und tiefer gehende Analyse ist dann die Printausgabe zum Wochenende zuständig.

Das Abendblatt hat derzeit noch eine verkaufte Auflage von 198.000 Exemplaren, in Henstedt-Ulzburg werden etwas mehr als 2.000 Stück abgesetzt. Zur Jahrtausendwende gingen täglich noch gut 100.000 Abendblätter mehr über den Ladentisch oder wurden den Abonnenten zugestellt. Die Zeit hat ihre Auflage im selben Zeitraum kontinuierlich gesteigert, auf derzeit 517.000 Stück. In Hamburg verkauft die Zeit etwa 33.000 Exemplare.

Christian Meeder

2. April 2014

13 thoughts on "Die Zeit: Angriff auf das Hamburger Abendblatt!"

          1. Das Abendblatt hat – wie jede Zeitung – eine Ausrichtung. „Neutral“ fällt mir jedenfalls beim HA auch nicht gerade als Adjektiv ein. Das wäre auch kaum zu erwarten. Die Texte kommen, wie gesagt, längst aus einer Redaktionsgemeinschaft u.a. mit der WELT.

  1. Ganz genau !!!

    Wir sind auch Abendblatt Fans…hier lesen das vier Generationen…zwei online und zwei in Papierform, jawohl…:-)….also zählt unser Exemplar schon mal mindestens doppelt!

  2. Den schmerzlichen Auflagenrückgang gedruckter Tagezeitungen haben alle Titel zu beklagen. Er ist nun mal die logische Folge des veränderten Leserverhaltens im Zeitalter elektronischer Medien. Eine ganze Generation liest das Hamburger Abendblatt online. In der Summe sind es wahrscheinlich deutlich mehr als die 300.000 Exemplare im Jahr 1999.
    Trotz aller Veränderungen: für mich war, ist und bleibt das Hamburger Abendblatt die unverzichtbare, ausgezeichnete Tageszeitung in der Metropolregion Hamburg.
    Die ZEIT lese ich nur noch sporadisch und immer seltener. Sie hat sich, nach meinem Empfinden, leider, zu einem anzeigenlastigen, verzichtbaren Durchschnittsblatt entwickelt. Gefühlte 50 % der Fläche mit Werbung zuzupflastern, passt nicht zu der ZEIT.
    Künftig ein paar Seiten „Hamburg“, einmal die Woche, können doch keine Tageszeitung ersetzen!

  3. Die „Zeit“ ist in meinen Augen ein oftmals aufgeblasenes, verkopftes Machwerk und spricht ganz andere (elitäre) Leserschichten an.
    Ich bleibe bei „meinem“ Abendblatt, das seit einiger Zeit modern und luftig- locker daherkommt.

    1. Genau so ging auch mein Zeit-Test aus… Vielleicht gibt’s ja bald mal ein Hamburger Sonntagsabendblatt. So etwas oder das HA im Tabloid-Format (wie Welt Kompakt, praktischer in der Bahn) durfte das HA bei Axel Springer nie machen, um der Welt keine Konkurrenz zu machen! Aber neuer Verlag=neues Spiel und evtl. sogar neues Glück…

      1. Aber natürlich durfte das Abendblatt sich an einer Sonntagsausgabe versuchen. Das war 2006. Sogar als Tabloid.

        Die Welt und das Abendblatt sind ohnehin schon lange weitgehend zwei Verpackungen für den gleichen Inhalt. Es ist die gleiche Redaktion, die sich selten die Mühe macht, zwei Texte zum gleichen Thema zu schreiben. Der überregionale Teil kommt dabei nichtmal mehr aus Hamburg, sondern wird fertig aus Berlin zugekauft.

        Kaufen Sie sich also beruhigt die „Welt am Sonntag“ – übrigens mit Hamburg-Teil aus der gewohnten Abendblatt-Redaktion.

        1. Da schau her… Ich tummelte mich dort 2004-2006/April. Und da war das so ein Mantra: HA würde ja gern, darf aber nicht… HA als Tabloid ist mir nie aufgefallen, wohl nur auf einem begrenzten Testmarkt?

          1. Tabloid war nur die Sonntags-Ausgabe. Die gab es auch nur ein paar Wochen als Konkurrenzstörmaßnahme, nachdem die Morgenpost die gleiche Idee hatte.

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